1967 reiste die Fotografin nach Portugal, um für einen geplanten Reiseführer des in Freiburg sowie in der Schweiz ansässigen Walter-Verlags Bildmaterial anzufertigen. Politisch war dies in Portugal die Zeit des Übergangs von der nahezu 40 Jahre währenden autoritären Diktatur des António de Oliveira Salazar zu dessen Vertrautem Marcelo Caetano. Dieser übernahm Ende September 1968 die Führung des Landes. Die politischen und sozialen Verhältnisse änderten sich nach diesem Austausch des Machthabers nicht. Zudem führte Portugal die kräfteaufreibenden Kolonialkriege in Afrika (Mosambik, Angola, Portugiesisch-Guinea) weiter – sehr zur Enttäuschung der einheimischen Bevölkerung als auch der in Afrika stationierten Soldaten. Erst die Nelkenrevolution im April 1974, angeführt durch junge Offiziere in der im Centro gelegenen Kleinstadt Grandola, beendeten Portugals Kolonialreich als auch die Diktatur im Inneren des Landes. Der sozialistische Impuls der Nelkenrevolution konnte sich anschließend nicht durchsetzen, zumal nach der von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung initiierten Gründung einer portugiesischen Sozialistischen Partei sich eine parlamentarische Demokratie etablierte, die das Land bis heute politisch zwischen Rechtskonservatismus und ein wenig Sozialdemokratie oszilieren lässt.
Die Fotoreise von Hed Wimmer erfolgte vor dem politischen Umschwung in Portugal. Von dieser grundlegenden Veränderung in dem Land ist also in dem Reiseführer, aber auch in dem Bestand an Abzügen, Negativen und Dias, der mehrere Hundert Motive umfasst, nichts zu spüren. Beabsichtigte der Reiseführer vor allem die überlieferte Kunst Portugals sowie etwas von der urbanen Atmosphäre einzufangen, so haben wir für diese Web-Präsentation Fotografien ausgewählt, die sich nicht auf die Abbildung vor allem der Baukunstwerke des Landes konzentrieren, dafür aber kleinstädtische und dörfliche Atmosphäre aufnehmen und die die harte Lebensrealität auf dem Lande und an der Küste erahnen lassen. Gerade diese letztgenannten Fotografien kamen in den zeitgenössischen Reiseführern kaum zum Abdruck, richteten sich diese doch Anfang der 1970er-Jahre so gut wie ausschließlich an eine reisende Mittelschicht mit einem bildungsbürgerlichen Hintergrund und einem entsprechenden Anspruch an die Reiseführer.
Für Hed Wimmer war die Reiseführer-Fotografie zwiespältig. Mit klaren Vorgaben zu den Stationen des entstehenden Reiseführer-Textes reiste sie auf eigene Faust kreuz und quer mehrere Wochen durch das Land, hatte sich fotografisch an weitgehend vorgegebene Objekte zu orientieren. Belohnt wurde sie damit, dass sie in dem Portugal-Reiseführer in der Titelatur neben dem Textautor Conrad Streit als Bildautorin gleichgewichtet erschien. Das war etwas für das Renommee, finanziell war ein solcher Auftrag alles andere als lukrativ. Das Verlagshonorar deckte nur einen Teil der Reiseaufwendungen sowie der Kosten für das umfangreich eingesetzte Fotomaterial ab. Immerhin erschien der Reiseführer über zehn Jahre in mehreren Auflagen.